Kirschbaum

Seit den zunehmenden Ansprüchen bei der Ausstattung des Wohnbereiches ist Kirschbaum der Vertreter eines besonderen Holztyps: eines Holzes von lichter Färbung mit feiner Porung, das trotz seiner Helligkeit nicht farblos wirkt und das trotz seiner Feinporigkeit noch genügend Struktur besitzt, um bei jeder Verarbeitungsform und jeder Größe des Gegenstandes einen typischen, aber nicht aufdringlichen Holzcharakter zu zeigen. So ist es verständlich, daß Kirschbaum immer dann bevorzugt wird, wenn ein Möbelstück sich durch gediegene sowie ausgeglichene Formen auszeichnet, die dem Holz neben technischen Funktionen auch eine schmückende Wirkung ermöglichen, wie z. B. bei den Möbeln der Biedermeierzeit. Da durch das mehr ausgewogene als auffällige Holzbild ein Sattsehen oder ein Überhaben vermieden wird, können diese Vorzüge zu einem so hohen Bedarf an Kirschbaum führen, daß dieser nicht immer mit den benötigten Qualitäten gedeckt werden kann. Aus diesem Grunde wurden schon früher, neben Kirschbaumholz, auch andere helle Hölzer verwendet. Heute werden zunehmend neue, aber ähnlich strukturierte Holzarten, oft nach einer farblichen Anpassung, großflächig oder in Teilen, als Austausch für Kirschbaum eingesetzt.

Kirschbaum (echte Kirschhölzer)

Unter diesem Namen wurde ursprünglich nur das Holz des vor allem in Europa als Fruchtbaum kultivierten oder wild vorkommenden Kirschbaumes (Prunus avium) bezeichnet. Seit auch andere Arten der gleichen botanischen Gattung mit einem entsprechenden Holzbild importiert werden, wird die Bezeichnung Kirschbaum, oft in Verbindung mit dem Herkunftsgebiet, auch für diese Hölzer verwendet. Von diesen hat sich nur der in Amerika vorkommende Amerikanische Kirschbaum oder Black Cherry (Prunus serotina) bewährt, der in Europa schon häufig gärtnerisch oder forstlich kultiviert und dann als Traubenkirsche bezeichnet wird, während in Ostasien vorkommende Arten noch keinen festen Markt fanden.

Stammform

Zylindrisch und gerad-schäftig; im Wald gewachsen bis 8 m astfrei und mit Durchmessern bis 0,7 m, meist um 0,4 m.
Farbe und Struktur

Splint weiß bis gelblichweiß und 3 bis 5 cm breit. Kernholz deutlich abgesetzt, gelblich bis hell gelblichbraun und leicht rötlichbraun nachdunkelnd, durch Früh- und Spätholz effektvoll variierend. Poren im Frühholz bis mittelgroß und auf Querschnitten Jahrringe bildend; auf Längsschnitten deutliche, etwas dunklere Porenflächen bzw. schmale Porenstreifen verursachend. Poren im Spätholz fein. Markstrahlen mäßig fein, auf radialen Schnittflächen als ein bis zwei Millimeter hohe Spiegel und auf glatten Querschnitten als ein Linienmuster noch gut erkennbar.

Gesamtcharakter

Hellfarbiges und durch Zuwachszonen deutlich strukturiertes Holz mit feiner, mattglänzender Oberfläche.

Abweichungen

Grünlichgraue Verfärbungen des Kernholzes, meist nahe der Splintgrenze. Schmale, dunkelbraune bis schwarz erscheinende Gummiringe im Querschnitt, die je nach Schnittrichtung als sehr feine Fladern oder Linien auftreten können

Handelsformen

Schnittholz, überwiegend unbesäumt und 20 bis 40 mm stark; Furniere, gemessert (Blume oder Streifer)

Eigenschaften

Aufgrund des stärker variierenden Gewichtes muss auch bei den anderen Werten mit deutlichen Schwankungen gerechnet werden.
Überwiegend mäßig leichte Hölzer mit gleichen, bis etwas niedrigeren Festigkeitseigenschaften als europäische Birke. Die Bearbeitbarkeit ist mit allen Werkzeugen und nach allen Verfahren, einschließlich Messern, Fräsen, Drechseln und Schnitzen glattflächig und scharfkantig durchführbar. Die Widerstandsfähigkeit des feuchten Kernholzes gegen Pilzbefall ist nicht ausreichend. Die natürliche und auch die technische Trocknung verlaufen schnell, aber bei größeren Stärken kann eine deutliche Neigung zu Hirnrissen und bei schwachen zum Verziehen auftreten; geradfaseriges, getrocknetes Holz hat ein befriedigendes bis gutes Stehvermögen. Feuchtes Holz verfärbt sich bei Kontakt mit Eisenmetallen grau (Reaktionsverfärbungen); mit Alkalien kann eine fast mahagoniartige Färbung erzielt werden. Das Leimen sowie das Beizen, Mattieren und Polieren sind gut durchführbar. Kirschbaumholz kann durch Lichteinwirkung hell goldbraun bis rötlichbraun nachdunkeln, was für die Verwendung zu beachten ist.

Verwendungsbereiche

Als Vollholz für Kleinmöbel, Sitzmöbel, Tische, Beleuchtungskörper, Bilderrahmen, Ziergegenstände, Schnitzereien, Drechslerwaren und Holzblasinstrumente; als Furniere für Möbel, Pianos und Vertäfelungen; zur Erhöhung einer farblichen Kontrastwirkung auch in Verbindung mit fast weißen Hölzern, wie zum Beispiel Ahorn oder deutlich dunkleren, wie zum Beispiel Bubinga. Das Holz der Sauerkirsche (Prunus cerasus) entspricht der beschriebenen Art, ist jedoch von geringerer Dimension; das ebenfalls schwache aber leicht aromatische Holz der Weichselkirsche (Prunus mahaleb) wird gelegentlich für Ziergegenstände, Kasteneinlagen und für Pfeifenstiele verwendet.